Lesen ist Silber, Vorlesen ist Gold – wie du deine Texte mit der Radiotechnik Schreiben fürs Hören verbesserst

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Vorlesen ist Gold, klingt für mich ziemlich einleuchtend. Bevor ich Blogartikel veröffentliche oder meinen Kunden die Texte schicke, lese ich sie mir meistens auch nochmal laut vor. So erkenne ich relativ schnell, wo es vielleicht noch hakt und nicht so flüssig klingt. Doch die Radiotechnik Schreiben fürs Hören habe ich noch nicht explizit angewendet. Aus diesem Grund freue ich mich, dass Krizia als Lektorin einen Gastbeitrag zu diesem Thema geschrieben hat.

Auf geht’s Krizia: Erzähle uns mehr über diese Technik!


Schreib so, wie du sprichst. Dieser Tipp ist nichts Neues. Der Interpretationsspielraum ist allerdings nicht gerade klein, den dieser Satz aufmacht. Soll ich umgangssprachlicher schreiben, flapsiger? Muss es einfache Sprache sein? Dialekt darf mit rein? Formulieren wir doch mal um: Orientiere dich stark an der gesprochenen Sprache. Schon besser.

Du ahnst es: Hier bekommst du einen weiteren Tipp für deinen Schreiballtag. Es geht ums bildliche und lebendige Schreiben. Eine Radiotechnik kann dir helfen. Du erfährst hier, was hinter dieser Methode steckt und bekommst konkrete Tipps an die Hand, die du beim nächsten Text direkt umsetzen kannst.

Was steckt hinter der Technik Schreiben fürs Hören?

Schreibe so, als ob du einen Beitrag fürs Hören erstellst. Diesen Kniff verdanke ich meiner Zeit beim Radio. Ich denke gern zurück an meine Uni-Jahre, in denen ich mindestens so viel Zeit im Radiostudio verbrachte wie in Seminarräumen und Hörsälen. Mein Wecker klingelte oft mitten in der Nacht, da ich eine Morgensendung moderieren durfte.

Vorbereitung war dann alles. Mit müdem Geist und schwerem Körper schleppte ich mich ins Studio, immer mindestens eine Stunde vor Sendestart. Nach dem ersten Kaffee machte ich mich an die Themenrecherche. Und ich schrieb mir ein Skript für die Moderation. In großer Schrift, mit vielen Absätzen.

Das Prinzip dahinter: Schreiben fürs Hören. Und das ist Schreiben fürs Sprechen. Ein Grundkonzept, das nicht nur für Radiobeiträge wertvoll ist, sondern auch für unsere Lesetexte. Deine Lieblingsmoderatoren nerven dich nicht mit Schachtelsätzen und Fachchinesisch. Sie haben sich ein Skript gebaut, das gut vorlesbar ist. 

Zeilen, die sich gut vorlesen lassen, haben oft einen guten Lesefluss, einen Rhythmus. Sie sind verständlich, klar und lebendig. Wenn du fürs Hören schreibst, dann bist du in kurzen Sätzen unterwegs, beschreibst bildhaft und konkret. All das wollen wir auch für unsere

  • Website-Texte,
  • den Blog,
  • Newsletter oder
  • Social-Media-Beitrag.

Schreib fürs Ohr – nicht fürs Auge

Im Grunde bist du mit diesem Motto unterwegs: Du schreibst fürs Ohr und nicht fürs Auge. Das heißt nicht, dass du Struktur und Optik ignorierst. Natürlich hast du Zwischenüberschriften und Absätze, baust vielleicht eine Liste ein und hebst Zitate hervor.

🎬 Das Motto hilft dir, immer ans sogenannte Kopfkino zu denken. Du willst Bilder im Kopf deiner Lesenden entstehen lassen. So kommen deine Botschaften am besten an. Und das ist der Weg, um eine Zielgruppe zu berühren und deine Services oder Produkte zu verkaufen. 

Deine Botschaften sollen nicht nur ankommen, sondern bleiben, nachwirken. Denk ans Radio. Du kannst nicht zurückspulen. Wenn die Moderation vorbei ist, ist sie vorbei. Bei einem Text ist das anders. Wir können den letzten Absatz einfach erneut lesen. 

Wenn du Schreiben fürs Hören für deine Texte nutzt, ist die Chance höher, dass deine Worte im Kopf hängen bleiben. Deine potenzielle Kundin hat vielleicht vor Tagen deine Website besucht, deinen Newsletter oder einen Artikel von dir gelesen. Irgendetwas erinnert sie plötzlich an deine Botschaft. Sofort ist er wieder da, dein Text. Dein Angebot. DU bist wieder in ihren Gedanken.

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Klar liegt in der Kürze die Würze. Das muss ich dir nicht lang und breit erklären. „Die Mischung machts” ist ein alter Spruch – und hier bewahrheitet er sich wieder. Wenn du einige oder alle der folgenden Tipps befolgst, verbesserst du garantiert die Qualität deiner Texte:

  1. Verben sind deine Freunde: Du ziehst sie den Substantiven vor. So vermeidest du den Nominalstil, der deinen Text wie Amtsdeutsch klingen lässt. Und du packst deine Verben möglichst an den Anfang deiner Sätze.
  2. Kurze Sätze sind angesagt: Wir Menschen können nur etwa 13 bis 15 Wörter pro Satz aufnehmen. Es geht nicht darum, in einem Satz möglichst viele Informationen unterzubringen. Wichtig ist, was beim Hörenden bzw. Lesenden ankommt. Am besten bekommt jeder neue Gedanke einen eigenen Satz. Und überleg dir ruhig bei jedem Komma, ob es nicht ein Punkt sein kann.
  3. Finger weg vom Passiv: Handlungen beschreibst du aktiv in deinen Sätzen. Deine Signalwörter lauten „wird“ und „man“. Dahinter kann eine Passivkonstruktion stecken. Beispiel: Die Politikerin wird von den Bürgern gewählt. Puh. Lieber so: Die Bürger wählen die Politikerin. 
  4. Fremdwörter vermeidest du.
  5. Bei Zahlen wirst du so konkret und verständlich wie möglich: Lieber „ein gutes Drittel“ statt 33,6 Prozent. Kryptische Angaben machst du durch Vergleiche verständlicher. Zum Beispiel vergleichst du die Größe eines Geländes mit drei Fußballfeldern. 
  6. Wiederholungen sind in Ordnung: Statt krampfhaft nach Synonymen zu suchen, wiederholst du ganz bewusst bestimmte Kernbegriffe. 
  7. Du schreibst für alle Sinne: Das heißt, du beschreibst nicht nur, wie etwas aussieht, sondern auch, wie sich etwas anhört, wie es riecht, schmeckt, oder wie es sich anfühlt. Kopfkino. Du erinnerst dich?

👍🏼 Extra-Tipp: Schon beim Schreiben sprichst du laut mit. So identifizierst du holprige Stellen. So merkst du direkt, ob eine Passage zu formell klingt, zu schwammig oder abstrakt. 

Mach es deinen Lesenden leicht: Struktur für den Text

Die Textstruktur hatten wir oben schon angesprochen. Orientieren wir uns ruhig an der Struktur, die Radiomacher für ihre Textskripte nutzen. Informieren statt verwirren – so könnte das Strukturmotto lauten. 

Der starke Einstieg ist essenziell. Es geht um die Liebe auf den ersten Satz. Sagen wir es flapsig: Deine erste Zeile darf knallen. 💥

Du hast jetzt die Aufmerksamkeit gewonnen und Neugierde geweckt. Wie geht es weiter? 

Du erläuterst die Hauptfakten – deine Kernbotschaften – in einer kurzen Zusammenfassung. Vielleicht erinnert es dich an deine Schulzeit, wenn ich von W-Fragen schreibe. Hier kommen sie zum Einsatz. Deine Kernbotschaft ist gesendet. Dann erläuterst du mehr. Wer genau, wie viele, wann und so weiter.

Erst, wenn alle Hauptfakten auf dem Blatt stehen, geht es ins Detail. Du lieferst Hintergründe. 

Zum Abschluss wiederholst du nochmal die wichtigsten Erkenntnisse und ziehst ein Fazit.

✅ Ganz wichtig ist auch das Layout deines Textes. Würdest du ablesen und einsprechen wollen, dann ginge es darum, wichtige Informationen direkt mit den Augen erfassen zu können. Da helfen ein großer Zeilenabstand und viele Absätze. Lücken lassen ist auch ein gutes Prinzip für einen Text, der nur fürs Lesen bestimmt ist.

Wie flüssig ist dein Text wirklich? Nutze den Sprechtest!

Sprechhürden sind oft auch Lesehürden, die berühmten Stolpersteine im Text. Das müssen nicht unbedingt Rechtschreibfehler oder Tipper sein. Auch komplizierte Begriffe sind Kandidaten. 

Wenn du sichergehen willst, dass dein Text flüssig lesbar und dynamisch ist, dabei leicht verständlich und klar, dann musst du ihn laut vorlesen. Es ist für mich der beste Korrekturtipp: Lies deine Zeilen laut und bearbeite danach alles nochmal. So simpel, so wirkungsvoll.

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